Schall & Rauch oder brauchen wir elektrische Zahnbürsten ?
Als 1954 die erste Elektrische Zahnbürste auf den Markt kam wurde ein Meilenstein gesetzt. Nur 100 Jahre nach der Elektrifizierung hatte die Menschheit den Nutzen des Stroms auch für die Mundhygiene entdeckt. Aber haben wir damit große Fortschritte in der oralen Gesundheit gemacht oder sind wir einfach nur bequemer geworden ?
Was kann eigentlich eine elektrische Zahnbürste ?
Durch schnellere und dynamischere Bewegungen kann der Bürstenkopf einer elektrischen Zahnbürste schwierige Stellen, die zum Beispiel durch schief stehende Zähne entstehen besser erreichen und sie putzen. Der rotierende Bürstenkopf kann ohne größeren Aufwand, wie bei einer Handzahnbürste (bezeichnen wir mal Bewegungen des Handgelenks als Aufwand), mühelos über die Zähne geschoben werden und somit Essensreste und Plaque entfernen. Der Anpressdruck spielt hierbei eine nicht so wichtige Rolle wie beim Putzen mit Handzahnbürsten, da die Putzkraft durch die Rotation zu Stande kommt. Verschiedene Hersteller haben sich diese Rotation bereits genauer angesehen und werben mit den verschiedensten Rotationsmustern, die alle noch besser und effektiver Schmutz von den Zähnen entfernen.
Und wie funktionieren jetzt Schallzahnbürsten ?
Schallzahnbürsten hingegen arbeiten mit einer so schnellen Bewegung, dass sie als „Schall“ bezeichnet werden kann. Dadurch sollen kleine Bläschen an den Zähnen zerplatzen und dabei den Biofilm an den Zähnen aufreißen und mit der Bürste abtragen (Kavitationsbläschen). Dadurch soll die Flüssigkeitsströmung, besonders interdental erheblich verbessert und gesteigert werden. Soweit hört sich das ja gar nicht so schlecht an, aber….
…sind all diese Funktionen wirklich notwendig ?
Forscher haben die verschiedenen Zahnbürsten und Putztechniken auf die Probe gestellt und herausgefunden, dass man mit einer herkömmlichen Handzahnbürste mit der richtigen Technik genau so gute Putzergebnisse wie mit einer elektrischen- oder einer Schall-Zahnbürste erzielen kann. Alle 3 Ergebnisse sind gut, wenn die menschliche Komponente stimmt. Nur wer sich regelmäßig die Zähne putzt und dabei ein paar Sachen beachtet kann für ein optimales Ergebnis sorgen. Der Strom kommt den Faulen zu Gute, denn ein Ergebnis mit einer Schallzahnbürste nach 80 sek. ähnelt dem Ergebnis mit einer Handzahnbürste nach ca. 150 sek.
Wer morgens also keine Zeit oder Lust hat sollte nicht ganz auf die Zahnhygiene verzichten und lieber zum elektrischen Freund greifen.
Die Zahnreinigung wird immer individueller
Was wir bei keiner Handzahnbürste mitgeliefert bekommen sind zahlreiche Gadgets und extra Features.
Die neueren Modelle setzen immer mehr darauf mit der individuellen Einstellbarkeit von Putzprogrammen und Zubehör zu werben. Vor 20 Jahren hatte man noch eine kleine Sanduhr am Waschbecken stehen, heute gibt es digitale Timer gesteuert durch eine App. Etwas das man früher je nach Gefühl ändern konnte war der Anpressdruck. >Dort sehe ich noch einen Krümel, also putze ich etwas doller< Heute können wir wählen zwischen „extra white“ oder „sensitive“ um das passende Programm für Zähne und Zahnfleisch zu finden, dass sich diese Programme nicht wirklich unterscheiden fällt nur bei genauem testen auf. Für diese Programmstufen zahlt der Verbraucher natürlich einen Aufpreis, obwohl er eigentlich ein intuitives Gespür für die Kraft des Bürstenkopfes entwickelt haben sollte.
Mit der Technik kam die Bequemlichkeit und mit der Bequemlichkeit der SchnickSchnack oder brauchten Sie ein Hilfsmittel, dass Ihnen visuell mitteilt auch alle Quadranten zu putzen?

Elektrische Zahnbürste & Schallzahnbürste
Die Produkte, die ich hier heute vorstellen möchte vertreten die „light“ Version der im Moment erhältlichen Geräte. Preise um die 200€ sind einfach utopisch für eine Zahnbürste. Menschen sträuben sich 2x im Jahr 70€ für eine Professionelle Zahnreinigung (PZR) auszugeben, aber werden mit Zahnbürsten gelockt, die die Kosten von einer einfachen Handzahnbürste um 300% übersteigen.
Oral-B PRO 600 Elektrische Zahnbürste
Die Zahnbürste von oral.b ist schlicht entworfen und hat das typische blau der Marke. Es gibt, wie bei fast alles elektrischen Zahnbürsten, verschiedene Aufsteckbürsten zum Wechseln. Die Firma wirbt mit einer „3D Reinigung“ , aber das ist nur ein köderndes Schlagwort. Reinigen wir unsere Zähne nicht immer 3D? Sollten wir zumindest.
Ich empfinde das elektrische Geräusch als störend beim Putzen. Das mechanische Rattern direkt am Ohr ist laut und ein wenig nervig. Kommt jemand auf die Idee mit einem zu sprechen, wenn man sich die Zähne putzt stehen die Chancen schlecht, dass man denjenigen versteht. Das Programm der Zahnbürste dauert 3 min und ein Wechsel des Quadranten wird durch ein Geräusch impliziert.
Nichtsdestotrotz ist das Putzergebnis bei der 2-3 x täglichen Verwendung mittels einer Putztechnik gut. Die Zahnbürste entfernt Plaque und Speisereste und sorgt damit für den Schein weißerer Zähne. Die Akkulaufzeit ist bei sparsamen Aufladen (Aufladen -> Entladen) sehr gut und die Zahnbürste kostet im Handel circa 50€.
Sonicare HealthyWhite Schallzahnbürste von Philips
Die Zahnbürste von Philips ist ebenfalls schlicht und in mehreren Farben erhältlich. Meine Ausführung ist türkis, ebenso wie die mitgelieferte Ladestation. Sie verfügt über die Programme „clean“ und „clean and white“, die sich in ihrer Intensität, Stichwort Anpressdruck, unterscheiden. Im Gegensatz zur elektrischen Zahnbürste ist das ratternde Geräusch eher ein leises Summen, dass einem morgens nicht direkt in den Kopf steigt oder abends wieder wach rüttelt. Das Putzergebnis ist das gleiche wie bei der anderen, allerdings läuft das Programm nur 2 min, also lasse ich erst das Programm „clean“ laufen und danach „clean and white“, damit ich ausreichend Zeit habe jeden einzelnen Zahn genau zu putzen. Die Akkulaufzeit der Zahnbürste ist bei fachgerechtem Aufladen auch sehr gut und sie kostet im Handel circa 60€.
Fazit
Ob elektrisch, Schall oder doch lieber per Hand bleibt letztendlich eine Verbraucherfrage. Der Sparfuchs wird auch mit einer Handzahnbürste ein gutes Ergebnis erzielen, ebenso wie jemand, der sich für das Modell für 150€ entscheidet. Worauf es ankommt sind keine kleinen Timer oder Apps, sondern das kontinuierliche Putzen am besten nach jeder Mahlzeit. Um das Zähneputzen attraktiver zu gestalten haben sich Hersteller einiges einfallen lassen um uns zu ködern und das ist ihnen im Großen und Ganzen auch gelungen. Dennoch möchte ich dem „Faulpelz“ unter uns ein elektrisches Gerät ans Herz legen, da in kürzerer Zeit besserer Ergebnisse erzielt werden können.
Ich hoffe der Artikel konnte dem ein oder anderen weiterhelfen in dem Dschungel der Zahnbürsten.
Viel Erfolg beim Putzen